Josef Böck 1940–2019
Am 22. Jänner 2019 starb nach schwerer Krankheit im 80. Lebensjahr Josef Böck, ein großartiger und erstaunlich vielseitiger Musiker. Denn Werdegang und Lebensstationen könnten kaum bunter sein:
Geboren in Wien 1940, Studium der Kirchen- und Schulmusik, Orgel (bei Leopold Marksteiner und Hans Haselböck), Komposition, klassische Philologie.
1961 bis 1963 künstlerische Reifeprüfung Orgel, Diplom für Komposition sowie Lehramtsprüfung für Musikerziehung.
Nach einigen Jahren als Korrepetitor beim Wiener Jeunesse Chor und Lateinlehrer bei den Wiener Sängerknaben wirkte Josef Böck von 1966 bis 1992 als Korrepetitor des Wiener Staatsopernchors, Assistent des Chordirektors und Leiter der Elevenschule des Chors. Chordirektor Norbert Balatsch holte seinen Assistenten nach Bayreuth, weitere Engagements folgten: Staatsoperntournee unter Leonard Bernstein in den USA, Japantournee unter Karl Böhm, Chorarbeit an der Accademia di Santa Cecilia in Rom, bei den Salzburger Festspielen, beim Opernfestival Santa Cruz, Teneriffa, in Mexico City, sowie „Freischütz“ – Einstudierung am Theâtre des Champs Elysées, Paris.
Fünf Jahre lang war Josef Böck Chormeister des Wiener Männergesangsvereins, zudem auch einfühlsamer Begleiter von Liederabenden.
Nie kam die Kirchenmusik zu kurz; schon während seiner Studienjahre betreute Josef Böck als Korrepetitor den Don Bosco-Chor in Neuerdberg, 20 Jahre lang den Chor der Schubertkirche Lichtental, wo er auch als Hochamtsorganist fungierte.
Besonders sei der konzertierende Organist gewürdigt: zahllos sind die Orgelkonzerte im In- und Ausland, Rundfunk- und CD-Aufnahmen, wobei Josef Böck ein weit gespanntes Repertoire beherrschte und dabei extreme technische Herausforderungen nicht zu scheuen brauchte.
Was den Musiker vor allem ausmachte, war seine bedingungslose Hingabe an Authentizität und höchste Qualität des Musizierens. Der Verfasser dieser Zeilen kann als Registrant bei vielen Auftritten und Aufnahmen bezeugen, wie penibel und schonungslos Josef Böck sein Programm erarbeitete. Mit seiner vermehrten Hinwendung zu Joh. Seb. Bach in späteren Jahren hat der Verstorbene vielen Menschen unvergessliche Interpretationen dieser großen Werke geschenkt.
2001 erfolgte die Verleihung des Berufstitels Professor durch den Bundespräsidenten.
Wer Josef Böck kannte, schätzte ihn überdies als humorvollen, eindrucksvollen Menschen, wer ihn Freund nennen durfte, hat besonders viel verloren.
Peter Sterzinger