Domorganist Emanuel Amtmann verstorben

Erinnerungen an Domorganist Prof. Emanuel Amtmann

Zu seinem Ableben am 5. November 2019

 

Im sechsten Jahr meiner Tätigkeit als Kapellmeister der Wiener Sängerknaben wurde ich 1972 als Domkapellmeister nach Graz berufen und trat meinen Dienst am 1. September desselben Jahres an. Von der ersten Probe an ist mir Emanuel Amtmann zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Domorganist auch als Korrepetitor für die Proben des Domchores sozusagen „zur Verfügung“ gestanden. 

Wir verstanden uns auf Anhieb und teilten die große Begeisterung für die musica sacra und den schönen, runden Chorklang eines jungen im Aufbau befindlichen Domchores.

Unsere musikalische und persönliche Freundschaft wuchs mit jeder Probe. Ich hatte in Emanuel einen verlässlichen Korrepetitor zur Seite, einen kongenialen, einfühlsamen Musiker und einen wertvollen Menschen. Seine Bescheidenheit war ein zusätzlicher Charakterzug seiner Persönlichkeit.

Von den vielen Aufführungen im Gottesdienst  sind vor allem die Werke der Wiener Klassik, die Messen Anton Bruckners bis hin zu Anton Heillers Motetten und Messen in bleibender Erinnerung geblieben.

Im konzertante Bereich hatten wir von Bachs „Weihnachtsoratorium“, „Johannes“- und „Matthäuspassion“… bis hin zu Frank Martins „Golgotha“ erfreuliche Erfolge zu verzeichnen, die eine zentrale Bedeutung im Grazer Kulturleben darstellten.

Emanuel Amtmann verdanke ich auch zahlreiche Uraufführungen von unserer ersten Rundfunkübertragung am Palmsonntag 1973 an mit den „Zwei Stücke zur Passion“ von Peter Planyavsky über die Uraufführungen der ökumenischen Vesper von Hermann Markus Pressl (anl. des Steirischen Katolikentages) bis hin zu der Vesper von Anton Heiller (anläßlich der Einweihung der neuen Grazer Domorgel am 2. Dez. 1978), – das war alles nur dank der professionellen Unterstützung „unseres Emanuel“ möglich. 

Ich habe Emanuel Amtmann oft als bestes Orchester von Graz bezeichnet; das kam u.a. auch daher, dass wir so gut aufeinander „eingestellt“ waren, dass Emanuel – sobald ich die Hand zum Einsatz hob – genau die Stelle und die dazugehörige Dynamik wusste und dementsprechend begleitete!! 

Er war stets ein Musiker, der nie seine persönlichen Emotionen in den Vordergrund stellte – er war immer ein Diener am Werk und so auch stets ein Vorbild. 

 

Univ. Prof. Albert Anglberger
Mozarteum Salzburg

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