Orgelbaumeister Bruno Riedl verstorben

Zum Gedenken an Bruno Johann Riedl

(2.4.1937 – 2.6.2019)

Der Linzer Orgelbaumeister Bruno Johann Riedl ist am 2. Juni 2019 in aller Stille – und beinahe unbemerkt – von uns gegangen. Dieser leise Abschied entsprach allerdings in keiner Weise seinem Charakter und seinem Lebensstil. Denn: Riedl konnte durchaus lautstark und emotional werden, wenn es um die Belange des österreichischen Orgelbaus bzw. um Arbeitsaufträge für österreichische Orgelbauer ging. Dieses Temperament zeigte sich auch in Riedls Gründung der Vereinigung Österreichischer Orgelbaumeister im Jahr 1978. Ihm selbst brachte dieses Engagement – nach eigenen Aussagen – jedoch vorwiegend Nachteile: Er musste Einbrüche bei Orgelbauaufträgen und damit verbundene finanzielle Einbußen hinnehmen und schlitterte schließlich in den Konkurs.

Dabei begann seine Orgelbaukarriere einst so hoffnungsvoll: Nach einer Ausbildung bei den Orgelbaufirmen Gebrüder Mauracher in Linz und Wilhelm Zika jun. in St. Florian bei Linz legte er bereits mit 21 Jahren seine Meisterprüfung ab – Riedl war damals der jüngste Orgelbaumeister Österreichs. Seine Fertigkeiten im Orgelbau vervollkommnete Riedl in der Folgezeit bei George Lhôte in Genf.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat gründete er im Anschluss an seinen Präsenzdienst 1965 in der Linzer Niederreithstraße 37 eine eigene Orgelbaufirma. Der Erfolg stellte sich rasch ein: Seine Firma wuchs innerhalb kurzer Zeit auf bis zu zehn Mitarbeitern an. Dieser steile Aufstieg in den 1960er- und 1970er-Jahren stärkte massiv sein Selbstbewusstsein, galt er doch seit seinen Anfängen als eigenständiger Orgelbauer bei einigen Organologen als große Hoffnung des österreichischen Orgelbaus. Neben vielen Neubauten erhielt er auch prominente Restaurierungen wie etwa die der drei Egedacher-Orgeln (1723) in der Dreifaltigkeitskirche Stadl-Paura (Oberösterreich), die er 1974 finalisierte. Riedl ließ in seiner Arbeit durchaus seinen natürlichen Instinkt erkennen, Fehlerquellen oder Fehler von Orgeln, vor allem jener Instrumente von Kollegen, zu entdecken und Lösungen anzubieten.

Seine Werkstätte diente auch als Ausbildungsstätte für angehende Orgelbauer. Einige seiner ehemaligen Mitarbeiter machten sich nach ihrer Meisterprüfung selbständig und arbeiten bis heute in ihren Betrieben. Riedl war außerdem in der Oberösterreichischen Wirtschaftskammer als Innungsmeister für Orgelbau engagiert und als stellvertretender Bundesinnungsmeister im Ausschuss der Musikinstrumentenerzeuger Österreichs tätig.

Ein sehr abwechslungsreiches und keineswegs ruhiges Leben ging im Juni 2019 still zu Ende.

Er möge nun ruhen in Frieden.

 

Wolfgang Kreuzhuber

 

 

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